Die künstliche Lunge der Zukunft
Handelsblatt online, 26.02.2023
Ein neues Gasaustauschverfahren soll Patienten schonender beatmen. In einer Seed-Runde haben die Gründer von HBOX Therapies 2,3 Millionen Euro eingesammelt.
Wenn ein Patient auf die Intensivstation kommt und künstlich beatmet wird, ist das Sterberisiko hoch. Eine Maschine übernimmt die Funktion der Lunge. Sie reinigt das Blut, sättigt es mit Sauerstoff, entzieht ihm Kohlendioxid und pumpt es in den Kreislauf des Patienten zurück. Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) heißt das Verfahren.
Die drei studierten Maschinenbauer Matthias Menne, Niklas Steuer und Peter Schlanstein wollen mit einer neuen Methode die künstliche Beatmung verbessern. Mit ihrem Start-up HBOX Therapies haben sie jetzt in einer Seed-Finanzierung 2,3 Millionen Euro eingesammelt. Doch bis aus ihrer Idee ein Medizinprodukt wird, ist es für die drei langjährigen Forscher noch ein weiter Weg.
„Wir wollen die erste Alternative zur invasiven Beatmung werden“, sagt Matthias Menne. Hyberbare Blutoxygenierung haben Menne und seine beiden Mitgründer ihre Technologie zur Sauerstoffanreicherung des Blutes unter Druck getauft. Daraus leitet sich auch der Name ihres Start-ups ab: Hyperbaric Blood Oxygenation, kurz HBOX.
Wache Patienten werden beatmet
Auch beim Verfahren der drei Gründer wird dem Blut des Patienten durch ein Gerät Sauerstoff zugeführt und CO2 entzogen. Durch einen erhöhten Druck soll die zirkulierende Blutmenge aber deutlich reduziert werden. „Patienten können während der Behandlung wach sein“, sagt Menne. Ein Display am Gerät soll die Vitaldaten des Patienten anzeigen, etwa die Sauerstoffsättigung.
Bis das Verfahren tatsächlich in ein zertifiziertes Medizinprodukt integriert ist, wird es noch dauern. Mit dem jetzt eingeworbenen Geld soll zunächst ein Prototyp entwickelt werden. Als wichtigste Kunden für das fertige Medizinprodukt, das regulatorisch der Risikoklasse IIb zugeordnet wird, sieht Menne Krankenhäuser.
Lead-Investor der Finanzierungsrunde ist der Aachener TechVision Fonds (TVF), an dem verschiedene Banken aus Nordrhein-Westfalen beteiligt sind, darunter die Sparkasse Neuss und die Förderbank NRW.Bank. Auch der Bonner High-Tech Gründerfonds hat in HBOX investiert, ebenso der Business Angel und Unternehmensberater Peter Borges.
Gründer haben zusammen in Aachen geforscht
Das Start-up ist als Spin-off der RWTH Aachen entstanden. Menne, Steuer und Schlanstein hatten zuvor gemeinsam am Institut für Angewandte Medizintechnik (AME) der RWTH Aachen geforscht. Die Idee für das Beatmungsgerät stammt von Schlanstein, der mit 41 Jahren ein paar Jahre älter ist als Menne und Steuer. „Peter Schlanstein hat lange an künstlichen Lungen geforscht“, sagt Menne. „Niklas Steuer hat bei ihm darüber seine Masterarbeit geschrieben.“
Schlanstein soll im Unternehmen weiterhin federführend an der Weiterentwicklung der Technologie und dem Aufbau der Produktion arbeiten. Menne, der neben Maschinenbau auch Wirtschaftswissenschaften studiert hat, kümmert sich um die Finanzen. Steuer organisiert das operative Geschäft und die strategische Ausrichtung. Eingetragen beim Amtsgericht Aachen sind aber alle drei als Geschäftsführer. „Wir sind auch zu gleichen Teilen Gesellschafter, jeder ist vertretungsberichtigt“, sagt Menne.
ECMO-Gerätemarkt wächst
Mit ihrem sechsköpfigen Start-up zielen die drei Gründer auf ein wachsendes Geschäftsfeld. Das US-Analysehaus MarketsandMarkets schätzt, dass im Jahr 2021 weltweit 531 Millionen US-Dollar mit ECMO-Geräten umgesetzt wurden. Im Jahr 2026 könnten 673 Millionen US-Dollar erwirtschaftet werden, was einer jährlichen Wachstumsrate von 4,9 Prozent entspräche.
„Der demografische Wandel, die Zunahme von Atemwegserregern sowie die steigende Luftverschmutzung werden dazu führen, dass immer mehr Menschen mit Lungenerkrankungen zu kämpfen haben“, schreibt Bernhard Kugel, Geschäftsführer des Lead-Investors TVF, dem Handelsblatt. Im HBOX-Verfahren sieht Kugel „ein enormes Potenzial“.
Das schwedische Unternehmen Getinge ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei ECMO-Produkten. Auch Xenios, eine Tochter des hessischen Konzerns Fresenius Medical Care, vertreibt ECMO-Geräte. Man stehe mit einigen Anbietern von ECMO-Geräten in Kontakt, berichtet Menne. Zu einer Zusammenarbeit sei es aber noch nicht gekommen: „Start-ups sind in der Medizintechnik die ausgelagerten Entwicklungsabteilungen der großen Firmen“, sagt er. „Die freuen sich, wenn jemand anderes das Risiko bis zur Zertifizierung als Medizinprodukt auf sich nimmt, und werden aktiv, wenn es geklappt hat.“
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